EBSILON®Professional Online Dokumentation
In diesem Thema
    Beispiel Retrofitmaßnahme
    In diesem Thema

    Beispiel Retrofitmaßnahme


    Dieses Beispiel ist Abschnitt 7 der Richtlinie VDI 2048, Blatt2, entnommen.

    Das Beispiel behandelt die Auswertung der Abnahmemessungen vor und nach Austausch der ND-Teilturbinen in einem Druckwasser-Kernkraftwerk mit Hilfe der Datenvalidierung nach der Richtlinie VDI 2048. Die Vorgehensweise ist dort beschrieben. Auf einer CD werden die Messwerte, Schätzwerte für Spezifikationen und Ergebnisse mitgeliefert.

    Hier soll die Behandlung des Beispiel bei Verwendung von EBSILON beschrieben werden.


    1. Wasser-Dampf-Kreislauf vor Retrofit in Simulation

    Zunächst wird das Modell erstellt und eine Auslegungsrechnung mit den vorgegebenen Daten durchgeführt. Das Ergebnis ist in Bild 10 dargestellt.

    Bild 10

    Augenfällig ist die große Differenz der gerechneten Generatorleistung zu ihrem Messwert. Die Ursache ist hauptsächlich in zu kleinen Turbinenwirkungsgraden zu suchen. Zwar kommt auch die Speisewassermessung in Betracht, jedoch erscheint das angegebene Vertrauensintervall zu groß angesetzt, da doch wegen der Einhaltung der genehmigten maximalen thermischen Reaktorleistung diese Messung mit besonderer Sorgfalt kalibriert wird. Da wird dieses Kernkraftwerk im Detail modelliert und über viele Jahre betreut haben (auch während der Retrofitmaßnahme) liegen demgemäß genaue Anlagenkenntnisse vor, die über den Rahmen der Beispielrechnung hinausgehen, aber in unserer Nachrechnung teilweise Eingang finden.

    Als erste wesentliche Änderung in den Spezifikationsdaten werden die isentropen Wirkungsgrade angepasst. Für die Hochdruckturbine (2 Scheiben) wurden 0.90 und 0.88 angenommen, was gut mit Herstellermessungen übereinstimmt. Für die Niederdruckscheiben wird ein isentroper Wirkungsgrad von 0.88 angesetzt. Bei Vorgabe der Anzapftemperatur hinter der ersten Scheibe ergibt sich aber ein isentroper Wirkungsgrad von 0.755. Daher wird vor Turbineneintritt ein Rohrleitungswiderstand von 1.2 bar und in der Anzapfung von 0.18 bar vorgesehen. Die Simulationsrechnung ergibt dann für den Wirkungsgrad der ersten Niederdruckscheibe ebenfalls einen Wert von 0.88.  Das Simulationsergebnis zeigt Bild 11.

    Bild 11

    Es zeigt sich eine gute Übereinstimmung für die Generatorleistung. Die folgende Messwertliste zeigt Messwerte und zugehörige gerechnete Werte (SI-Einheiten).

    Mess-Stellen   Messwert     gerechn. Wert  Abweichg [%]
    -------------------------------------------------------------------

    EtaiANZ1_1     0.88000           0.88000           0.00

    EtaiANZ2_1     0.88000           0.88000           0.00

    EtaiANZ3_1     0.88000          0.88000           0.00

    EtaiAnz4_1     0.88000            0.88000           0.00

    EtaiHDTA1_1    0.90300         0.90300            0.00

    EtaiHDTA2_1    0.88000         0.88000           0.00

    EtaiKond_1     0.88000          0.88000            0.00

    mHDNK_1        660.470         705.904         -6.44     ?

    mHK_1          1206.10            1206.44         -0.03

    mKAVHDV_1      203.320        227.739        -10.72     ?

    mKZUNKK_1      171.610         174.896       -1.88

    mNKNDV_1       155.160         156.619       -0.93

    mSPNP1_1       1077.86          1088.23       -0.95

    mSPNP2_1       1038.79         1038.79        0.00

    mSPVDE_1       2127.03          2127.03        0.00

    mZUHD_1        178.880         174.896        2.28

    mßISPWB_1      0.00000         0.00000        0.00

    pADiK_1        0.07560           0.07560        0.00

    pANZ1_1        0.15780          0.15780        0.00

    pANZ2_1        0.63980         0.63980        0.00

    pANZ3_1        1.85000         1.85000        0.00

    pANZ4_1        4.16200          4.16200        0.00

    pANZ6_1        23.3900         23.3900        0.00

    pASPWB_1       4.01800        4.01800        0.00

    Pel_1             1402500       1402066        0.03

    pFDNFV_1       60.7300      60.7300        0.00

    pFDVFV_1       61.9700      61.9700        0.00

    pHDNK_1        10.1400      10.1400        0.00

    pHDTA_1        11.7900      11.7900        0.00

    pHK_1            17.3600      17.3600        0.00

    pHKVSB_1       4.54100      4.54100        0.00

    pKAVHDV_1     17.2100      17.2100        0.00

    pKZUNKK_1     59.8900      59.8900       -0.00

    pNKNDV_1       14.7500      14.7500        0.00

    pNZU_1           11.1900      11.1900        0.00

    PPuKLWA_1      190.000      175.809        8.07     ?

    pSPNP1_1       81.9800      82.3700        -0.47

    pSPNP2_1       82.3700      82.3700        0.00

    PSpP1_1         10000.0      11508.6      -13.11     ?

    PSpP2_1         10000.0      10985.6       -8.97     ?

    pSPVDE_1       65.8900      65.8900       -0.00

    psSPWB_1       3.81800      3.81800        0.00

    PthDEn_1       3867000      3875813       -0.23

    pZUHD_1        60.3300      60.3300       -0.00

    qWVHDVW_1   60.0000      60.0000       -0.00

    qWVKLWA_1    5.00000      5.00000       -0.00

    qWVSPWB_1    20000.0      18214.5        9.80     ?

    qWVZU_1        50.0000      50.0000       -0.00

    tANZ4_1         172.500      172.500        0.00

    tASPWB_1       139.941      139.941       -0.00

    tHDNK_1        151.200      150.094        0.74

    tHK_1             39.1600      39.1600       -0.00

    tHKVSB_1        115.600      115.599        0.00

    tKAVHDV_1      186.900      187.279       -0.20

    tKZUNKK_1      222.600      222.933       -0.15

    tNKNDV_1       88.3900      88.0153        0.43

    tNZU_1           259.100      259.100        0.00

    tSPNP1_1        143.600      141.218        1.69

    tSPNP2_1        142.700      141.218        1.05

    tSPNZUKK_1    222.550      222.159        0.18

    tSPVDE_1        221.850      222.159       -0.14

    xFDVFV_1         0.99650      0.99650        0.00

    ßmEntn_1         0.94000      0.94000        0.00

    ßpHWAZU_1    1.20000      1.20000        0.00

    ßpKZUKK_1      0.44000      0.44000        0.00

    ßpWAZU_1       0.60000      0.60000        0.00

    ßpZUHDL_1      1.64000      1.64000        0.00

    Die starken Abweichungen für den Entnässungsstrom und den HD-Nebenkondensat beruhen nach vorliegenden Erfahrungen auf Messfehlern. Für die Pumpenleistungen lagen nur Schätzwerte vor, so dass die gerechneten Werte für die Validierung als Schätzwerte vorgegeben werden. Ansonsten kann festgestellt werden, dass das Simulationsmodell eine gute Abbildung des Prozesses darstellt. EBSILON stellt dabei sicher, dass alle Bilanzgleichungen eingehalten sind.


    2. Wasserdampf-Kreislauf vor Retrofit in Validierung

    Mit dem in der Simulation erhaltenen Modell einschl. der Spezifikationswerte werden nun die Messwerte und einige Spezifikationsdaten (Entnässungsverhältnis, Turbinen-Wirkungsgrade, Rohrleitungswiderstände) unter Berücksichtigung der zu der Wasserdampftafel IAPWS-IF97 angegebenen Tafelunsicherheiten (International Association for the Properties of Water and Steam, 2003) der Datenvalidierung nach der Richtlinie VDI 2048 unterzogen. Für die Messwerte, für die die Simulation starke Abweichungen aufwies, wurden die Konfidenzintervalle angemessen verbreitert. Ansonsten wird die Verbesserung des anfänglich zu großen Chi2-Testverhältnisses durch Maßnahmen gewonnen, wie sie in vorherigen Beispiel der Durchsatzverteilung (siehe auch Richtlinie VDI 2048 Blatt 2) beschrieben worden sind. Bild 12 zeigt das Endergebnis.

    Abbildung 12

     

    3. Wasserdampf-Kreislauf nach Retrofit in Simulation

    Es wird genauso verfahren wie vor Retrofit. Die Simulation legt eine Anpassung der isentropen Wirkungsgrade für die Niederdruckturbine nahe. Danach erhält man die in Bild 13 dargestellten Ergebnisse.

    Abbildung 13

    Ein Blick auf die Liste der Messwerte zeigt einen großen Unterschied für die Entnahmetemperatur A4. Der Grund dafür sind die Wärmeverluste aufgrund der fehlenden Dämmung. Nach nachträglicher Integration der Dämmung, die von uns in das Modell aufgenommen wurde, ergibt sich eine um ca. 20 K höhere Temperatur. Aus diesem Grund muss für die Validierung ein entsprechend breites Vertrauensintervall angesetzt werden. 

    4. Wasserdampf-Kreislauf nach Retrofit in Validierung

    Nach den Anpassungen, die aus den Simulationsrechnungen resultierten, ergibt sich zunächst ein Chi2-Testverhältnis von über 40. Die in der Richtlinie VDI 2048 vorgeschlagenen Maßnahmen zur Justierung der Konfidenzintervalle führen schließlich zu dem Ergebnis von Bild 14.

    Abbildung 14

    Damit stehen nun für die beiden Anlagenzustände gute Validierungsmodelle zur Verfügung.

     

    5. Zusammenführung der Modelle

    Um Korrelationen zwischen den Messwerten, die mit derselben Instrumentierung am gleichen Ort aufgenommen wurden, einführen zu können, müssen die beiden Rechenmodelle für die Zustände vor und nach Retrofit in einer Schaltung zusammengeführt werden, d.h.die beiden Anlagenzustände werden gemäß Abschnitt 7.3 VDI 2048 Blatt 1 in ein EBSILON-Modell zusammengeführt und einer gemeinsamen Validierung unterzogen.  Aus der VDI-Beispieldokumentation werden die Korrelationskoeffizienten entnommen und in der dafür vorgesehenen EBSILON-Maske (Rechnen\Kovarianzmatrix) eingetragen. Als weitere Aufgabe ist Wahrscheinlichkeit für die Erfüllung der Garantie einer elektrischen Leistungserhöhung um 32 MW zu berechnen, ferner die Leistungserhöhung mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 %.

    Entsprechend der VDI-Beispielbeschreibung sind die Generatorleistungen auf einen Referenzkondensatordruck umzurechnen. Eine weitere Korrektur ergibt sich aus der Umrechnung auf die Referenzdampferzeugerleistung. Die Konfidenzintervalle für die berechneten Größen ergeben sich aus dem Fehlerfortpflanzungsgesetz.

    Diese zusätzlichen Berechnungen werden in einem EbsScript-Programm behandelt.

    // Program for Retrofit-Validation

    // with conversion to nominal pressure and same DE-power
    
    // and probability for maintaining the guarantee
    
    var
    
    ier: integer; // Error flag
    
    i,j: integer; // Run-time variable
    
    pgen1,pgen2: real; // Generator power
    
    u1,u2: real; // Conversion factors for DE-power
    
    delpgen: real; // Difference of generator powers
    
    s1,s2,s: real; // Standard deviations
    
    wn:array[1..11] of real; // Distribution function
    
    zw:array[1..11] of real; // Abscissa values
    
    arg: real; // Argument for distribution function
    
    du,du1,du2,du3,du4: real; // Auxiliary quantities
    
    wg: real; // Probability for guarantee fulfillment
    
    pgen80: real; // Generator power with 80 % probability
    
    qn: real; // Nominal DE-power
    
    up1,up2: real; // Conversion factors to nominal pressure
    
    dup1,dup2,sq: real; // Standard deviations
    
    //
    
    begin
    
    // Distribution function of normal distribution
    
      wn[1]:=0;   // Integral values of normal distribution
    
      wn[2]:=0.0013;
    
      wn[3]:=0.0228;
    
      wn[4]:=0.1587;
    
      wn[5]:=0.3085;
    
      wn[6]:=0.5;
    
      wn[7]:=0.6915;
    
      wn[8]:=0.8413;
    
      wn[9]:=0.9772;
    
      wn[10]:=0.9987;
    
      wn[11]:=1;
    
      zw[1]:=-1000;  // Abscissa values
    
      zw[2]:=-3;
    
      zw[3]:=-2;
    
      zw[4]:=-1;
    
      zw[5]:=-0.5;
    
      zw[6]:=0;
    
      zw[7]:=0.5;
    
      zw[8]:=1;
    
      zw[9]:=2;
    
      zw[10]:=3;
    
      zw[11]:=1000;
    
      //
    
      qn:=3867000;  // thermal nominal power
    
      up1:= 1.0140; // Condenser pressure conversion factor for generator power
    
      up2:= 0.9976;
    
      // Confidence intervals for up1,up2
    
      dup1:=0.0002;
    
      dup2:=0.0002;
    
      //
    
      // Conversion of generator power
    
      // to nominal waste steam pressure of 0.058 bar
    
      pgen1:=Pel_1.result*up1;
    
      pgen2:=Pel_2.result*up2;
    
      // Confidence intervals of generator power
    
      s1:=Pel_1.rconf;
    
      s1:=s1*s1;
    
      s1:=s1*up1*up1+Pel_1.result*Pel_1.result*dup1*dup1;
    
      s2:=Pel_2.rconf;
    
      s2:=s2*s2;
    
      s2:=s2*up2*up2+Pel_2.result*Pel_2.result*dup2*dup2;
    
      // Conversion to nominal DE-power of 3867 MW
    
      u1:=qn/PthDEn_1.result;
    
      u2:=qn/PthDEn_2.result;
    
      pgen1:=pgen1*u1;
    
      pgen2:=pgen2*u2;
    
      // Difference of the converted generator powers
    
      delpgen:=pgen2-pgen1;
    
      // Error calculation
    
      // Confidence intervals for the calculated generator power before retrofitting
    
      sq:=PthDEn_1.rconf;
    
      sq:=sq*sq;
    
      du1:=qn/PthDEn_1.result;
    
      du1:=du1*du1;
    
      du2:=pgen1*qn/(PthDEn_1.result*PthDEn_1.result);
    
      s1:=s1*du1+sq*du2;
    
      // Confidence intervals for the calculated generator power after retrofitting
    
      sq:=PthDEn_2.rconf;
    
      sq:=sq*sq;
    
      du1:=qn/PthDEn_2.result;
    
      du1:=du1*du1;
    
      du2:=pgen2*qn/(PthDEn_2.result*PthDEn_2.result);
    
      s2:=s2*du1+sq*du2;
    
      s:=sqrt(s1+s2);
    
      // Probability for guarantee fulfillment
    
      // Guarantee value = 32.1 MW
    
      // Argument of the normal distribution function
    
      arg:=(delpgen-32100)/s;
    
      //print(arg);
    
      j:=1;
    
      i:=0;
    
      wg:=0.9999;
    
      while ((j > 0) and (i < 10)) do
    
      begin
    
        i:=i+1;
    
        if arg < zw[i] then
    
        begin
    
          i:=i-1;
    
          if i = 0 then
    
          begin
    
            wg:=0.0001;
    
          end
    
          else
    
          begin  
    
            du:=(arg-zw[i])/2;
    
            du1:=-zw[i]*zw[i]/2;
    
            du1:=exp(du1);
    
            du2:=-(zw[i]+du)*(zw[i]+du)/2;
    
            du2:=exp(du2);
    
            du3:=-(zw[i]+2*du)*(zw[i]+2*du)/2;
    
            du3:=exp(du3);
    
            du4:=sqrt(2*3.141593);
    
            du4:=du/(3*du4);
    
            du:=du4*(du1+4*du2+du3); // Simpson law
    
            wg:=wn[i]+du;
    
            if wg > 0.9999 then wg:=0.9999;
    
            //print("  ",wg,"  ",wn[i],"  ",du,"\n");
    
            j:=0;
    
          end;  
    
        end;  
    
      end;
    
      // Performance enhancement with 80 % probability
    
      // Argument of the distribution function for 80 % is 0.842
    
      pgen80:=delpgen-s*0.842;
    
      // Output
    
      @model.error:=ier;
    
      @prof.pgen1:=pgen1/1000;
    
      @prof.pgen2:=pgen2/1000;
    
      @prof.dpg:=delpgen/1000;
    
      @prof.wgp:=wg*100;
    
      @prof.ss:=s/1000;
    
      @prof.pg80:=pgen80/1000;
    
      @prof.profil:=getCalcProfileName;
    
    end;
    

     

    Bild 15 zeigt das Endergebnis.

    Bild 15

    Zur Analyse kann eine vorgefertigte Excelliste über Daten-->Messdaten-->Protokoll-->Validierungsergebnisse (Excel) erstellt werden.

    Die Messwertendung  "_1" kennzeichnet die Messwerte vor Retrofit, "_2" nach Retrofit.

    Für jeden Messwert kann eine Korrelationsliste der Verbesserungen ausgegeben werden (durch rechten Mausklick auf den Messwert). Bei einer vorgegebenen Minimalgrenze für den Korrelationskoeffizienten von 0.1 erhält man beispielsweise für die Messstelle des Frischdampfdurchsatzes folgende Liste:

    Die Liste kann nach jeder Spaltenüberschrift sortiert werden.